Oberreichenbach und seine Geschichte
Im Zuge der Gemeindereform in Baden-Württemberg 1975/76 wurden die Orte Igelsloch, Oberkollbach, Oberreichenbach und Würzbach zur Gemeinde Oberreichenbach zusammengeschlossen. Dadurch wurde die Möglichkeit geschaffen, anstehende kommunale Probleme in einem größeren Rahmen zu lösen und die öffentlichen und kulturellen Einrichtungen zu fördern oder zu verbessern.
Zur Geschichte der Ortsteile Igelsloch, Oberkollbach, Oberreichenbach und Würzbach: siehe unten.
Nach der Gemeindereform 1975/76 war als erste große Aufgabe die Abwasserbeseitigung zu bewältigen. Fast alle Straßenzüge wurden kanalisiert und 1984 die Kläranlage Würzbach gebaut. 1991 eröffnete im Ortsteil Oberreichenbach ein zweizügiger Kindergarten, und die Grundschule in Würzbach wurde den wachsenden Bedürfnissen angepasst.
Seit 2009 wurden von und mit den Bürgern im Rahmen von "Lebensqualität durch Nähe" zahlreiche Projekte umgesetzt, welche einen spürbaren Mehrwert für die Einwohner bieten: Gemeindebücherei, Zeitbank, das erste Elektro-Bürgerauto Deutschlands, um nur einige Beispiele zu nennen. Im Jahre 2013/2014 wurde in Siehdichfür ein neues Feuerwehrmagazin gebaut, in welchem die fusionierten Abteilungen Oberreichenbach, Oberkollbach und Igelsloch ein neues Domizil haben. Ende 2013 wurde die Kläranlage Würzbach stillgelegt, nachdem ein neuer Kanal durchs Würzbachtal nach Calmbach gebaut wurde.
An dem Ziel, Begegnungsräume in jedem Ortsteil zu schaffen, wurde 2015 bis 2020 gearbeitet. 2016 konnte die neue Sport- und Mehrzweckhalle an der Grundschule in Würzbach eingeweiht werden. 2018 wurden die Begegnungs- und Vereinsräume des Mehrzweckgebäudes Schulstr. 10 in Oberreichenbach saniert und 2019 folgte die Einweihung des neu erbauten Dorfgemeinschaftshauses in Oberkollbach. Das alte Rathaus in Igelsloch wurde 2019/20 zu einer Begegnungsstätte für Bürger umgebaut.
Nachdem das im Jahr 2006 zuletzt erschlossene Neubaugebiet "Kirchhalde" in Oberkollbach vollständig bebaut war, wurden in den Jahren 2018 bis 2020 gleich drei Neubaugebiete angegangen. Die hohe Nachfrage nach Bauplätzen erforderte zwei neue Baugebiete im Ortsteil Oberreichenbach "Im oberen Dorf" sowie das Neubaugebiet "Kiefernweg" im Ortsteil Würzbach, welches erst nach einem Bürgerentscheid - dem ersten in der Gemeinde - erschlossen werden konnte.
Igelsloch
und sein Teilort Unterkollbach (1180 Colbach) sind Waldhufendörfer, die im 11. Jahrhundert von dem Grafen Adalbert von Calw gegründet wurden. Die Anlage des Dorfes als Waldhufendorf ist straßendorfähnlich. Der Teilort Unterkollbach ist ein aufgelockerter Weiler.
Der Name „Igelsloch” kommt nicht etwa von dem gleichnamigen Tier, sondern geht vermutlich auf den Namen eines Abtes - Egilo - zurück. Eine andere Theorie führt die Herkunft auf das im Ortsnamen vorkommende mittelhochdeutsche Wort „Loh” (gesprochen „Loch”) mit der Bedeutung „Sumpfwiese, sumpfige Aue” zurück. Somit ergebe sich für Igelsloch: „Die Aue des Egilo”, wobei dieser Namensträger Hirsauer Klostermönch oder benachbarter Anlieger gewesen sein kann.
Oberkollbach
Wie das viel ältere Unterkollbach trug Oberkollbach lange Zeit den Namen „Cobelbach” (Cobel = Felsen). Im Urzustande durften sich die Halden zwischen dem heutigen Unter- und Oberkollbach nur wenig von den Felsenmeeren beiderseits des unteren Kollbachtales unterschieden haben.
Der unmittelbare Nachbar war Eberspiel. Die Bezeichnung Oberkollbach ist erst viel später aufgekommen. Das bereits 830 zum Kloster Hirschau gehörige „Bersbuhel” (Ebersbühl - Hügel des Ebers) erhielt um 1170 Cobelbach als Gut geschenkt. Am 11. April 1303 kaufte das Kloster von den Grafen Konrad von Vaihingen Vater und Sohn die Vogtei über „Ebersbühl”.
Beide Orte gehörten zum Klosteramt Hirschau und teilten dessen Schicksal. Ebersbühl hatte man zwar 1835 zu einer eigenen Gemeinde gemacht, doch bereits 1838 wieder mit Oberkollbach vereint
Oberreichenbach
Der Ort gehörte ursprünglich den Grafen von Calw. Am 11. April 1303 verkauften die Grafen Konrad von Vaihingen Vater und Sohn die Vogtei an das Kloster Hirschau, somit wurde Oberreichenbach ein Hirschauer Klosterort. Nach den Akten des Hirschauer Klosters hatte hier kurzweg „Reichenbach” in der vorreformatorischen Zeit ein sehr ausgeprägtes kirchliches Leben.
Obwohl gegenüber einiger seiner Nachbarorte eine jüngere Siedlung, erscheint Reichenbach ab dem 18. Jahrhundert bei der klösterlichen Herrschaft in bevorzugter Stellung. Immer wieder liest man vom „Reichenbacher Ämtlein” - ursprünglich größer, umfasste dieses noch im 18. Jahrhundert die Orte Reichenbach, Kollbach und Ebersbühl. Schon in einer alten Aktennotiz heißt es: Seit dem Jahre 1573, da Altburg selbständige Pfarrei geworden war, sind die Orte des sogenannten Reichenbacher Ämtleins kirchlich dort einverleibt.
Dass es früher hier auch gefährlich zuging, lässt der Name des Teilorts Siehdichfür vermuten. Die durch Oberkollbach und Siehdichfür führende „Alte Badstraße” war bis zum Bau der heutigen B 296 im Jahr 1841 die Hauptverbindungsstraße von Hirsau nach Wildbad, welche auch von Graf Eberhard und seinem Gefolge auf seinen Badreisen ins Staatsbad benutzt wurde. Historisch belegt ist es zwar nicht, doch der Volksmund erzählt, dass der Graf vor Überfällen durch Wegelagerer auf dem Siehdichfür gewarnt wurde. Das älteste Haus auf dem Siehdichfür (heute Haus Schlecht) war zu damaliger Zeit ein Rasthaus mit Pferdewechselstation.
Würzbach
Die beiden in eine Gemeinde vereinigten Orte Würzbach und Naislach haben eine gemeinschaftliche, übrigens sehr ausgedehnte und meist bewaldete Markung. Würzbach kommt schon Anfang des 9. Jahrhunderts unter den Neidensgütern des Klosters Hirschau vor. Diesem Kloster erlaubte Graf Eberhard von Württemberg im Jahre 1411 in Würzbach eine Kapelle zu weihen, doch mit dem Vorbehalt aller Rechte der Mutterkirche.
Bei Naislach stand früher ein fürstliches Jagdschlösschen, das namentlich zur Zeit der Auerhahnenbalze zum Aufenthalt diente. Herzog Eberhard III. ertauschte 1645 von Jakob Friedrich von Bouwinghausen dessen Auerhahnbalz zu Naislach gegen anderweitiges Jagen.
1965 erbaute die Gemeinde Würzbach ein großzügiges Schulhaus, welches noch heute der Gesamtgemeinde als Grundschule dient. Der Waldreichtum verhalf der Gemeinde Würzbach damals zu einem soliden Haushaltsbudget.
Findbuch_Archivverzeichnis_Gemeindearchiv_Würzbach als pdf zum Herunterladen
Wappen

Die Gemeinde Oberreichenbach führt das nachfolgend beschriebene Gemeindewappen:
"Über einer erniedrigten blauen Wellenleiste in Gold (Gelb) vier bewurzelte grüne Tannen, unten von Gold (Gelb) und Rot geschacht (10 Plätze)."
Die vier Tannen symbolisieren sowohl die Lage der Gemeinde im Schwarzwald als auch die Zahl der Ortsteile. Wellenbalken und Schach entstammen dem ehemaligen Wappen des Ortsteils Würzbach, wobei der Wellenbalken redend für den Gemeindenamen "Oberreichenbach" steht. Das Schach ist das Wappen der Herrschaft Zavelstein, zu der Würzbach einst gehörte.
Die Flaggenfarben der Gemeinde sind "Rot - Gelb (Rot - Gold)".
Das Recht zur Führung dieses Wappens wurde der Gemeinde durch Urkunde des Landratsamts Calw vom 5. September 1983 verliehen.